Kunst und Lehre: zwei Berufe

    Lehrtätigkeit

    Neugier und individuelles Forschen begleiten mein Leben. Das ist nicht Besonderes. Ich spreche nicht nur "Autopoesis" an, obwohl diese ein großes Vergnügen bereitet ("Ich bin der Mann von Nirgendwo, ich forsche viel, es macht froh"). Ich lernte und lerne von anderen Menschen, meinen Eltern, meinen Geschwistern, meinen Freunden, auch von Lehrern und Meistern unterschiedlicher Künste. Vielleicht fiel es mir deshalb leicht, eines Tages selbst zu lehren. Es ist die Fortsetzung des Austauschs mit "den Anderen". Lehren bedeutet, mit anderen teilen zu wollen... .Während des Studiums in Kassel malte ich mit Kindern des "Anne-Frank-Heims", bastelte mit Schülern einer Kreisberufsschule. Ich lernte Gesamtschulen und Gymnasien kennen. An der Staatlichen Werkkunstschule in Saarbücken konnte ich 1972 erstmals mit Studierenden arbeiten. Später, an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt, umfasste das Lehren auch privilegierte Veranstaltungen wie Exkursionen und Vorlesungen.

    Neben der Hochschule suchte ich alternative Situationen vor allem in Kursen mit Erwachsenen. Im "centro sperimentale d'arte" im abgeschiedenen Muggio-Tal (Tessin) und später in Ronco am Lago Maggiore konnte ich erstmals auf die Unmittelbarkeit von Naturräumen reagieren. Ähnlich arbeitete ich mit Gruppen, einmal auch mit Studierenden der Ecole des Beaux-Arts aus Aix-en Provence, in den Ockerfelsen bei Rustrel/Apt und in Roussillon (Luberon).

    Irgendwann werde ich von diesen Erfahrungen ausführlicher berichten.

    Singende und schweigende Sirene

    Schwärmend für das Bauhaus und die ersten Hochhäuser mit Flachdach in dem kleinen Saarbrücken zog ich 1964 an die Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Ich malte gegenstandslos, Farbfelder, Elementarformen mit malerischen Flecken und Texturen. Zur Zeit der Dokumenta IV wurde ich mit der dort präsentierten Pop-Art und ihrer aus den Bildern drängenden, sinnlichen Realität konfrontiert. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und ließ 1967 erstmals in meinen gegenstandslosen Kompositionen Realitätsfragmente auftauchen.

    1969 hieß die erste Ausstellung in Saarbrücken: Kombinationen und kleine Märchen!

    Jene Anstrengung, zwei malerische Konzepte zu behaupten, zieht sich durch meine Arbeit bis in die Gegenwart. Die autonome Malerei wird immer wieder von der erzählenden oder poetischen Malerei parallelisiert. Die "Singenden Steine" erzählen "schweigend" von ihrer eigenen Welt: von Klängen und kleinen Farbereignissen. In den Landschaften, vor allem beim Mont Ventoux und den Pyrenäen "singe" ich von Schönheit, Rhythmus und mythischer Grenze zwischen Himmel und Erde. Ich hoffe, in meinen Bildern ein modellhaftes Stück Welt zeigen zu können. Es bleibt aufregend, einen Funken Magie zu spüren, wenn ein gemaltes (= transformiertes) Etwas eine fiktive Bild-Realität zu erzeugen vermag...