Till Neu

bilder orte

Ein Bauwerk, ein Grundriß, ein Bild. Vitrinen in einem Museum, eine Wand, eine Blüte aus dem Himalaya... Es klingt vielleicht übertrieben, als ich Berlin war, sagte ich immer wieder: hier gibt es alles und davon viel. Geschichte, Architektur, Kunstwerke, Natur. Ich suche Orte vor Ort auf, finde aber auch Texte und Bilder jener Orte. Es entstehen Arbeiten über Orte und über Bilder von Orten. Drei Interessenspunkte werden auffällig: Siedlungsbauten von Bruno Taut, Landschaftsfragmente vom Marmorpalais am Heiligensee und verstümmelte Skulpturen des Pergamon-Altars, vom einseitigen Kampf unsterblicher Götter gegen sterbliche Giganten. Manchmal begegne ich an Orten auch Geistern: Alexander von Humboldt im Neuen Museum und seinem Spazierstock im Botanischen Garten; Otto Lilienthal auf dem Flughafen Tempelhof, Kasimir Malewitsch an der Rückfront des alten Kulturwerks "Tacheles". Im Schloßpark von Sanssouci berührt mich die Anachronie italienisierender Bauten, daneben ein Foto in einem Bildband vom 2.Mai 1945 in Berlin. In Berlin-Mitte blicke ich in "Clärchens Ballhaus" und in Kreuzberg in ein Schaufenster mit Buddha-Figuren.

Es gibt keine Logik. Die Sammlung meiner Bilder spiegelt jene Zerstreuung wider, die ich in mir zuließ. Über ein Jahr habe ich mit den Bildern und der Geschichte einer großen Stadt aufmerksam gelebt. Einiges wollte ich genauer wissen, was die unbewältigte Fülle nicht verringerte. Glücklicherweise entdeckte ich in mir eine Lust des Erzählens, ohne die Lösungen der Rätsel zu kennen. In jedem einzelnen meiner Bilder ging es um Objektivierungen in der Sprache meiner Malerei, zum Beispiel durch Atmosphären, mit einer Bildbühne, in konkreten Farbfeldern oder mit Fragmenten der Realität, ohne ideologische "Position". Till Neu 2010

Bilder Orte (Berlin Potsdam), Malerei Grafik
Ausstellung 2010 in Palais am Festungsgraben, Saarländische Galerie Europäisches Kunstforum e.V., Berlin-Mitte