Singende Steine

Vor einigen Jahren begann ich mit einer Werkgruppe zu romanischen Kreuzgängen in der Provence und in Katalonien. Über den Kreuzgang von Sant Cugat (bei Barcelona) mit seinen 144 Kapitellen entdeckte ich im Jahr 2001 eine musikwissenschaftliche Forschung mit dem Titel "Singende Steine". Ich versuchte, die alte Partitur visuell zu transponieren, und malte ein Bild mit 144 Feldern (Anm.1). Dies war der Beginn des neuen Zyklus mit bisher etwa 25 Werken.
Die kleinformatigen, quadratischen Tafeln sprechen nicht unmittelbar von der romanischen Steinmetzarbeit. Ich vertraue allein den Farben und interessiere mich für: Nähe, Gleichwertigkeit, minimale Differenz, Grenzen und deren scheinbare Auflösung, aber auch für Spuren von Materialität und Monochromie. Der traditionelle Typus des ruhenden Tafelbildes wird sich durch Aufleuchten und Vibration der Farben beleben.
Ich bewundere die Arbeit romanischer Handwerker-Künstler, sie inspiriert mich. Auf die Ausstrahlung von Feinheit, Wärme und Harmonie antworte ich als Zeitgenosse mit den Mitteln meiner Kunst.

Anm.1: Schneider, Marius, "Singende Steine- Rhythmus-Studien an drei katalanischen Kreuzgängen romanischen Stils", Kassel 1955. Dieses erste Bild "meiner" Singenden Steine hat 144 Felder, Tempera auf Karton, 36x36cm, 2001/2. (Siehe: Eichhorn, Andreas: Zen-Musik, Malerei und singende Steine, Beiheift zum Katalog "Refuge/Nothaltebucht", Till Neu. Hg. Kunstverein im Altes Schloß Dillingen 2002, Abb. S.4) Till Neu, Frankfurt/M. 16.5.04